Alle 490 Texte von BeBa

frühsommerabend - aus irgendeinem fenster dieses cello

er liebt sein gran canaria abends wenn ihn der erste rioja vom tag betäubt ein paar cocktails einige bars und stunden später die falschen frauen bei falscher musik am falschen ort irgendwann wird er wach Im tourigetümmel eines fremden tages...

ich halte fest: blauer himmel in azur wolkenlos die frauen luftig gekleidet in den straßen das aroma von kaffee und freundlichen worten unbeachtet am kiosk die zeitung von heute

the party is over nur noch verträumte töne eines saxophons dazu tanzt sie allein in einer ecke die augen geschlossen wiegt sie sich hinein in die melancholie

das datum auf seinem kalender ist fünf tage alt noch hat es niemand bemerkt

grau in grau gekleidet im herbst steigt sie hinab in die metro und mit ihr verschwindet dieses herrlich wehende haar

Da bleibt etwas. Und anders war es auch nicht zu erwarten gewesen. Ob sie es geplant hatten? Wir wissen es nicht, und jetzt, da es nicht mehr zu ändern ist, sieht die Welt anders aus. Es hat eine Zeit gegeben, aber war nicht immer Zeit? Keine...

Die Straße liegt verlassen vor mir. Irgendwo hier muss der Kiosk sein. Im Mund schon der Geschmack dieser Säuerlinge, der alles zusammenzieht. Erinnerungen! Aber kein Kiosk weit und breit. Wo gehen die Kinder denn heute nach der Schule hin? Ein...

blick aus dem café - im herbst schaut niemand rein

früh laufe ich durch unsere straßen slalom zwischen leeren pizzaschachteln und hochglanzpolierten elektroautos verschreckt vom lärm eines weckers flitzt die schwarze katze mit ihrer beute heim vor nummer 17 steht eine blechmilchkanne ich...

Zukünftig fährt ein Zug durch meine Wohnung. Die Bauarbeiten haben bereits begonnen. Erfahren habe ich von diesem Vorhaben vor wenigen Wochen. Das Tempo, in dem das Ganze umgesetzt wird, ist erstaunlich. Vor ein paar Tagen hatte ich mich...

warten im u-bahn-schacht aus der menge trifft mich ein blick die S3 fährt ein türen öffnen und schließen abfahrt an der wand lese ich anne ♥ jens

dauerregen - das kind in nachbars garten lärmt immer noch

wenn ich mein fenster öffne quietscht tram neun um die ecke die turmuhr schlägt zwölf und ein kind schreit zu mittag eine notarztsirene verspricht eilige hoffnung dann wird’s endlich grün und alle autos geben elektrogas von irgendwo ruft...

wir sitzen in meinem sessel der merlot und ich haben uns zum glück nicht viel zu sagen er schmeichelt mir ich gebe nach und irgendwann beginnt es mit einem lachen aus längst vergangener zeit

zwischen den büchern das foto von vater bis zum morgen erklären wir uns von angesicht zu angesicht

Meine Frau hat einen Spiegel gekauft. Ich hasse Spiegel. Das beeindruckt sie jedoch nicht und hängt ihn in unserem Badezimmer auf. So leicht gebe ich mich nicht geschlagen. Wir sind zum Glück im Besitz eines Gäste-WCs. Das nutze ich seitdem...

von meinem lieblingsbahnhof fahren keine züge und keiner kommt an jetzt im herbst plätschert stetig regen auf den alten bahnsteig bald werden schneetreiben und eiskalte winde über die gleise fegen vielleicht stehe ich im nächsten frühjahr...

da ist uns etwas dazwischen gekommen jetzt steht dein koffer an gleis zwei was soll ich nur mit all den bildern in meinem kopf und überhaupt was sind schon worte

Ein Text, der ruft und nicht brüllt dein Lächeln mehr als eine flüchtige Umarmung ein Tag am Meer, versteckt Jetzt

als ich heimkehre ist da niemand die küche blank der kühlschrank leer in den regalen luft statt bücher und das doppelbett geschrumpft nur im fenster noch dieselbe sonne

sie spielte cello im schulorchester wenn sie aufschaute war da dieses lächeln und nächtelang der traum sie hätte mich gemeint heute beim frühstück die todesanzeige was bleibt ist ihr lächeln

heidi klum nackt im bett mit giselle bündchen so sieht er aus der sohn von hans-jürgen wussow mallorca-stars singen für die kinder von malle-jens dazu styling tipps für kurvige frauen am rande ist wilhelm genazino gestorben zum tode von...

morgens aufstehen den kaffeepot in der hand blick hinaus auf die straße deine küsse im nacken brauche ich nicht mehr ich genüge mir es wird hell draußen ich lasse die rolladen runter drehe mich um mein handy vibriert / © Bernd Balder Jan 2019

hand an hand halten wir uns fest unser lächeln zerrinnt am horizont das meer erreichen wir um fünf vor zwölf aber die ebbe sitzt uns im nacken

Das überrascht mich. Ich halte ein Buch in den Händen, mitten in dieser Bücherei, und finde keinen einzigen Buchstaben auf all seinen Seiten. Dabei habe ich doch noch gestern eine Lobeshymne darüber in der Tageszeitung gelesen. Ich gehe zum...

rotwein und die fotos von dir

nach der vorstellung - an der garderobe bleibt ein hut zurück

Beim Sprechen sieht er sich flüchtig im Zimmer um. Was er sucht, weiß ich nicht. Immer noch liegt die Kollegtasche in seinem Schoß, und immer noch sitzt er so da. Seit einer halben Stunde schon, seitdem ich ihn hereingelassen und ihm meinen...

herbstbeginn – unser sommer im hokkaidokürbis

im haus gegenüber dunkelt das letzte fenster was bleibt ist meine straße diffus im laternenlicht dazu ganz vereinzelt graue schatten

Noch sitze ich alleine hier, mitten in der Einkaufsmeile, und schlürfe meinen Eiskaffee bei meinem Lieblings- Italiener. Seine Landsleute hat es ja besonders arg erwischt mit diesem Corona. Da können einem die Tränen kommen. Aber dass dann...

Noch einmal Meer Seit drei Stunden fährt er durch die Nacht. Mitten im Herbst. Vorher hat er seine Tochter Sarah angerufen, die zurzeit für ein Auslandsjahr in New York ist. „Jetzt in dieser Jahreszeit? Bist du verrückt?“, hat sie gefragt....

deine leise stimme dein kuss und unsere tür unten auf der straße hör ich deinen namen im geflüster schließe meine augen und träume von dir

wir nahmen ihren wagen und fuhren fort in richtung freiheit teilten zimmer essen und hoffnung irgendwann erreichten wir das ende unserer straßenkarte mit nichts als schmutziger wäsche

Es war jemand da. Hat angeklopft. Und herausgefunden, dass meine Klingel nicht funktioniert. Klopfen, Pause, wieder Klopfen. Die Pausen wurden kürzer, das Klopfen immer lauter. Fast Mitternacht. Was ist mit den Nachbarn? Jetzt klopft es wieder....

was bleibt sind diese kleinen dinge ein ascher zwischen den rosen versteckt schmuddelzeitschriften ganz unten in der werkzeugkiste hier und da ein flachmann auf vorrat aber wie sollte sie böse sein auf all diese kleinen dinge sie hat es doch...

Ich gehe gern ins Theater. Setze mich immer in die erste Reihe, sozusagen Auge in Auge mit den Akteuren. Manchmal schaut mich einer an. Ich weiß dann nicht ... schaue weg, und wenn ich wieder hinschaue, ist er nicht mehr da, dieser Blick. Du...

gestern kam deine karte an darauf das bild der stadt in frankreich die mich mal kreuzweise kann du schreibst dass es dir gut geht wo und wie du jetzt lebst du hast freunde gefunden einen megacoolen job und überhaupt fragst du nicht mehr nach mir

Seit kurzem bin ich Rentner. Die letzten Monate im Büro wollten einfach nicht rumgehen. Und dann, Knall auf Fall, hatte ich endlich keinen Job mehr. „Dein Fritz ist frei!“, sagte ich zu Heidi, „Jetzt werden wir das Leben genießen.“...

Das Lachen. Jede Nacht. Gleich nebenan. Hinter der Wand meines Schlafzimmers. Am Abend höre ich sie. Im Treppenhaus. Es sind viele. Leise sind sie und sie schleichen. Doch das Knarren der Tür meines Nachbarn entgeht mir nicht. Stille....

wieder zurück stieg ich kurz ab in der kneipe am bahnhof wo mir die tätowierte süße gleich um den hals fiel auf den koffer hatte ich übermütig einen aufkleber von paris gepinnt paris sei ihre stadt ihr traum und alles sie küsste und...

ein junges paar turtelt schon draußen in dem café an der straße die kleidung der schönen wird wieder luftiger und ich flaniere heute barfuß durch die stadt auf der suche nach dem vergessen

die alte dame in ihrem stuhl am fenster tage schon

aus den bürofenstern glotzen totenköpfe eingangstüren öffnen sich weit aus heiligen hallen entweicht wärme überall mein name ich treibe die füße zur eile an

wir sitzen da auf einer bank hand in hand und schauen hinunter ins weite tal jeder für sich in seiner welt

schreib mir dass du kommst morgen oder später du freust dich auf unsere gemeinsame zeit ich soll schon mal pläne schmieden für uns also kaufe ich ein koche französisch vor sozusagen mis en place gleich müsste der briefträger kommen

manchmal gehe ich nachts noch aus die straßen entlang den menschen aus dem weg hier und da erinnert mich etwas an dies und das lichter und gesichter in den fenstern vollmond stimmen und irgendwo musik in den gassen sitzen all die leute sie essen...

Ich weiß nicht, wie lange ich nicht mehr mit der Bahn gefahren bin. Heute lässt es sich nicht vermeiden. Ich bin zu einem Vorstellungsgespräch in Süddeutschland eingeladen, und da mein möglicherweise neuer Arbeitgeber Zulieferer der Bahn...

nebenan das klappern einer schreibmaschine ich schließe mein whatsapp lege das handy weg und greife zum telefon doch ich erreiche dich nicht

Ich gehe in die Küche. Setze mich an den Tisch. Darauf liegen alte Fotos, die sie am Nachmittag aus einem Schuhkarton herausgekramt hat, bevor sie gegangen ist. Auf einem wir beide, in die Kamera lächelnd bei unserem ersten Nordseeurlaub. Dann...

dein adieu – es duftet immer noch in den gassen

nebenan das klappern einer schreibmaschine ich schließe mein whatsapp lege das handy weg und greife zum telefon kein anschluss unter dieser nummer

ich blicke vom fenster in den hinterhof eine Katze huscht von hier nach da und gegenüber schaut ein anderer

am klaren himmel kein mond kein lachen bei den nachbarn unten auf der straße keine autos und alle ampeln abgeschaltet ich drehe das radio auf es sendet stille und auf dem kalender fehlt mir das heute

Es ist still geworden in den letzten Minuten. Der Wirt hat die Musik abgedreht. Ein wenig zu früh, erst danach schlug die Kirchturmuhr eins. Dann sind sie alle gegangen. Jürgen, der mir ein paar Bier vom Rosenmontag schuldet. Tom, dem sie für...

Ich bitte Sie! Wir haben uns lange genug drum herum gedrückt. Oder hatten Sie die Hoffnung, dass das Thema nicht mehr aufs Tapet kommen würde? Oh nein, so schnell vergesse ich nicht. Gibt es Neues von Ihrer Seite? Bisher haben Sie stets mit dem...

mit ihrem stift malt sie Figuren aus bis sie leben

an der bushalte nur ich und gegenüber jemand wir warten

Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich nichts. Nichts ist vielleicht übertrieben. Ich übertreibe gerne. Ist ein Laster von mir, das weiß ich noch von den Belehrungen meiner Eltern. Aber trotzdem und ganz ehrlich: viel ist dort unten, zwei...

Man spricht über irgendwen. Am Nachbartisch. Stammgäste vermutlich, drei oder vier. Ich versuche, die Stimmen zu zählen. Ist nicht einfach bei dieser Geräuschkulisse. Vor allem von der Theke her immer wieder Gegröle, wie kurz vor Mitternacht...

als er ins taxi steigt ist er ein anderer schaut aus dem fenster und grübelt wer dort draußen nach ihm sucht

Ich stehe an der Rezeption und weiß nichts mehr. Auf welchen Namen haben Sie reserviert, fragt der junge Empfangsmitarbeiter. Mit diesem Koffer in der Hand stehe ich vor ihm. Blicke mich um, weit und breit ist außer mir kein Gast zu sehen. Ich...

Das musst du nicht tun, sagt sie. Er kauft es ihr nicht ab. Sie ist blass, weicht seinem Blick aus. Und hofft ganz sicher, dass er es doch tut. Jetzt, sofort, damit wieder alles ok ist. Erst einmal. Nein, sagt er sich: Mache ich es heute, werde...

Tage sind grausam. Sie kommen, biegen sich die Welt zurecht und transformieren zu Vergangenheit. Was bleibt, bist du mit deinem Sch...leben! mitten ins grübeln stellt mir der barkeeper einen kaffee

nach dem gespräch mit dem arzt fahren sie ans meer unsterblichkeit atmen legen sich in den rhythmus der wellen und sehen am ende des horizonts alles zusammenfließen wie nasse farbe

hinten im schrank finde ich den alten bart vom letzten jahr daneben die handschuhe die du im winter noch geflickt hast meinen mantel habe ich erst heute aus der reinigung geholt es wird jetzt dunkel draußen und zeit für den ersten...

mir ist nach trubel nach kino und musik nach cruisen durch die stadt mir ist nach mädchen auf den boulevards nach gin tonic in der nächsten bar mir ist statt nach geigen nach saxophon und bigband statt orchester mir ist heute so nach leben mir...

Gestern habe ich erneut mein Bündel gepackt, zum Abschied in die Ecke dieses verdammten Rattenlochs gespuckt und mich davongemacht. Ohne Ziel. Eine dieser Entscheidungen, die einem ein paar Kilometer später oft schon wieder leidtun. Die man...

ich mag nackte tage solche die sich nicht zieren die sich willig in nacht verwandeln

Heute Morgen kam mit der Post die Aufforderung, meinen Namen abzugeben. Ich hätte mit der Pensionierung das Alter erreicht, von dem an ein Name nicht mehr benötigt würde. Die steuerliche IDNr reiche zur Identifizierung aus. Ein weiterer Passus...

haiku, hanami - / ja leckt’s mich, ich habe ein / ticket nach tokio /

um die ecke quietscht endlich die allerletzte tram noch stöhnt sommerwollust aus offenen fenstern aus der open bar dringt jazz extracool in die schwüle der nacht und eine gescheckte katze folgt mir ansonsten bleibe ich gern unbekannt

An anderen Tagen geht es dir besser erwachst nicht am Morgen mit solchem Schädel grübelst nicht vergebens nach der vergangenen Nacht und wer die Rote neben dir ist An anderen Tagen gehst du geradeaus mit der Tasche unterm Arm an deinen...

hintergrundbeleuchtet wie auf der bühne schaut manches gesicht aus seinem fenster wenn ich nachts durch meine straßen schleiche

sie steht am bahnhof im zu kurzen rock ihre blonde mähne welkes grau billiges makeup kaschiert die spuren eines lebens und ihr glasiger blick geht an mir vorbei damals hätte ich meine hercules m5 für ihr lächeln hergegeben

Nach langer Suche habe ich diese möblierte Einzimmerwohnung am Stadtrand gefunden. Vom Wohn- und Küchenbereich durch einen Vorhang abgetrennt das Bett mit Kommode, dazu eine Nasszelle mit Dusche. Alles, was ich brauche. Die Bedingung des...

Gestern Abend, ich hatte es mir auf der Couch bequem gemacht und den Fernseher zur Tagesschau eingeschaltet, klingelte es an der Tür. Ich erwartete wie immer niemanden, und ich hasse Besuch. Wer oder was konnte das sein? Mein Zögern dauerte...

Täglich um 2:50 Uhr morgens: Aufwachen, Blick auf den Wecker. Ich drehe mich von einer Seite auf die andere, bis ich resigniere, weil mir das Einschlafen nicht gelingt. Nach einem erleichternden Toilettengang stehe ich am Fenster. Im Sommer ist...

du lächelst und deine hände streichen sanft den wind aus deinem haar was fehlt bin ich

von der straße helles lachen er lauscht zurück in die stille irgendwo fällt eine tür ins schloss

grau deine augen dein blick müde folgt er den schwalben am abendhimmel was hält dich noch hier

an meinem fenster wandern regentropfen - wenigstens etwas

still ist es geworden und dunkel um uns herum doch unsere hände finden sich immer noch

Ich bin eingeladen. Alle, glaube ich, sind vor mir gekommen. Sie mustern mich, als ich eintrete. Ihren Blicken weiche ich aus, jemand reicht mir Sekt. Sagt dazu etwas, das ich nicht verstehe oder gleich vergesse. Gern würde ich ihm erklären,...

Noch einmal lese ich die Nachrichten, die in den letzten Tagen von dir gekommen sind. Paris hast du verlassen und bist jetzt auf dem Weg an die Côte d’Azur. Du fühlst dich wohl und reist nicht mehr solo, seit du Claire getroffen hast. Sie...

Der Barkeeper schiebt mir meinen Drink zu und meint, er würde jetzt schließen. Ich verkneife mir jeglichen Protest, obwohl ich gerade gekommen bin. Als ich den ersten Schluck nehme, holt er ein Tablet hervor und beginnt mit der Tagesinventur....

Gleich fliegen wir los. Bis hierher ist noch alles gut gegangen. Aber wir stehen ja noch am Boden. Die Frau neben mir liest die BILD. Ausgerechnet heute macht diese populäre Zeitung auf mit einem Flugzeugsturz irgendwo in Afrika. Ein Deutscher,...

auch wenn es tag wird mitten in der nacht und die stille unerträglich laut zeigert mein wecker verlässlich durch die zeit und weckt mich pünktlich

Da war diese Brücke. Ein Traum, oder war das alles real? Ich weiß es nicht, denn es ist schon zu lange her. Ungefähr zwölf Jahre alt muss ich damals gewesen sein. Ich sollte die Brücke überqueren, mit einem Paket. Auf der anderen Seite,...

als ich hamburg hauptbahnhof aussteige rempelt mich am bahnsteig so ein rappertyp an und meint sorry digga klopft mir auf die schulter und lächelt ich werde alt aber genau das ist meine stadt

da war etwas was nicht enden wollte und sich anfühlte als käme es näher und es wuchs wurde breiter dicker und es kletterte raupengleich an der zimmerdecke lautlos ohne farbe grau auf deckenweiß dann fiel ich in schlaf als ich erwachte war das...

im fotoalbum dein sommerlachen anfang november

draußen beginnen sie mit dem feuerwerk ich schaue kurz raus dann wieder rein zu all den leeren flaschen zu unserer couch zu dir wünsche ein frohes neues jahr und lege mich neben dich aufs ohr

ich gehe vorbei am stadtfriedhof in der ferne schlägt die turmuhr zwölf erst leise und nebelhaft dann immer deutlicher diese stimme fast sommerfrisch als riefe mich mein vater heim

Da ist wieder dieses Klopfen. Wie lange kenne ich es schon? Wo auch immer ich bin, es findet mich überall. Jetzt habe ich mich klammheimlich mit dem Zug auf den Weg gemacht, dem Klopfen ein Schnippchen zu schlagen. Ich sitze allein in meinem...

Mein Goldfisch schwimmt in seinem Glas. Manchmal schaut er mich lange an mit seinen großen Augen, dann wendet er sich wieder ab. Er spricht nicht. Wie käme er auch dazu? Das hatte man mir schon in der Tierhandlung klargemacht: Kommunizieren...

Aus dem Lautsprecher kommt die Ansage, dass der Zug nach München 45 Minuten Verspätung hat. Mir macht das nichts aus. Ich liebe das Drumherum, dieses Warten auf dem Bahnsteig. Dem Schimpfen der Anderen stehe ich neutral gegenüber. Das ist kein...

Ich müsste wieder mal unter Leute gehen. Ich war schon ewig nicht mehr draußen. Wie lang ist es her? Vielleicht drei, vier Wochen … Nun, ich habe viel zu tun im Moment, da kommt man zu nichts. Es werden auch wieder andere Zeiten kommen! Aber...

du stille der mond streichelt dein haar

ich rufe in den nebel - höre meine schritte

Es ist dunkel. Irgendwo klingelt und blinkt ein Telefon. Ich taste mich vor und gehe ran. Jemand fragt nach einem Malte, den ich nicht kenne. Also rufe ich „Malte!“, aber außer mir scheint niemand anwesend zu sein. „Lassen Sie mal“, sagt...

was bleibt ist die sonnenbrille und etwas mückenspray die wäsche ist in der maschine und die fotos auf dem handy sind auch gelöscht

Als ich nach Wochen wieder mal auf die Straße trete, bemerke ich schnell, dass mich niemand kennt. Die Leute laufen an mir vorbei, die meisten schauen mich gar nicht an. Andere, die kurz schauen, blicken schnell weg, als hätten sie mich nicht...

Meine Nachbarin hatte mich gebeten, für die Dauer ihrer Abwesenheit Pflanzen und Katze zu versorgen. Eine Anweisung zum korrekten Gießen fand ich dann als Zettel auf dem Wohnzimmertisch. Auch die Katze wurde dort erwähnt: zwei Mal am Tag...

Als ich heute Morgen wieder einmal eine Todesanzeige zum eigenen Ableben las, rief ich sofort meinen Sohn an, erreichte jedoch nur die Schwiegertochter. Es ist wahr, klagte sie. Ich sei am Sonntagmorgen nicht mehr aufgewacht. Das Herz! Hätte mir...

tanzender clochard – der straßenmusiker teilt seinen hut mit ihm

Ich stehe unter Arrest. Darf die Wohnung nur verlassen, um mich behördlich zu melden. Seit drei Wochen jetzt, und über die Dauer der Maßnahme wurde ich noch nicht aufgeklärt. Abwarten, sagen sie, wenn ich den täglichen Besuch auf dem Amt...

dieser blick als sie hochkommt aus der metro

Seit der Stimme lebe ich anders. Sie hinterfragt alles. Aber so sehr das Ganze auch nervt, muss ich zugeben: all ihre Fragen hätte ich mir selbst stellen können. Und so kaufe ich jetzt keinen Rotwein mehr ein, wenn im Kühlschrank noch...

sie und ihr blick aus der abfahrenden tram vorbei ist vorbei

Ich habe ein kleines Zimmer genommen, nicht weit vom Strand. Wie damals, ohne Verpflegung. Gleich um die Ecke ist ein gemütliches Café mit herrlichem Blick aufs Meer. Dort kehre ich nach dem Aufstehen ein, bestelle mir mein Frühstück mit...

Im Moment bin ich gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe. Viel zu viel Stress. Ich war am Vormittag beim Arzt und der hat mir dringend geraten, kürzer zu treten. Und ausgerechnet heute Abend dann dieser Anruf. Die Stimme kommt mir entfernt...

totensonntag - auf dem verwilderten grab brennt eine kerze

Als Kind habe ich Wochenmärkte geliebt. Ich bin mit meinen Eltern an jedem Wochenende auf den Markt gegangen. Ja, man hat es früher einfach Markt genannt. Kurz und bündig. Von Wochenmarkt hat damals niemand gesprochen. Und so etwas wie...

hier liefen wir immer am rhein entlang hand in hand schiffe schipperten von und nach holland die nordsee fiel dir dann ein und wie wir hand in hand am strand liefen und wie wir lachten

M liebt Kino. Filme jeder Art. Es darf ein Western sein oder Science Fiction, Dokumentarfilm oder Liebesschnulze. Er schaut alles, bezahlt überzeugt seinen Eintritt und hat die Investition noch nie bereut. M liebt den Moment, wenn der Vorhang...

mai 2020 - die schaukel spielt mit dem wind

war uns bewusst dass wir zwei sprachen sprachen oder schwiegen wir darüber

Mit einer Tasse Kaffee steht er am Fenster. „Die Sonne scheint. Wir könnten heute wieder mal draußen spazieren gehen. Indian Summer oder wie hast du das immer genannt?“ Es ist sein zweiter Kaffee. Er müsse sich einschränken, meint sein...

Heute Morgen wachte ich auf mit dem dringenden Bedürfnis, mir eine Fahrkarte nach einem Ort namens Sullern zu kaufen und den nächsten Zug dorthin zu nehmen. Ich ging zunächst wie immer intensiv in mich und als ich mir sicher war, gestern nicht...

In der Stadt. Jemand läuft vor mir. Ich hasse es, andere Menschen zu überholen. Passe den Schritt an. Halte den Abstand und hoffe, dass er abbiegt. Das fällt ihm nicht ein, er bewegt sich in gleichmäßigem Tempo geradeaus, auf meinem Weg....

heiligabend – sich wieder finden im frankfurter stadtgeläut Frankfurter Stadtgeläut

du und ich und unser auto fährt uns vorbei an den alten unbewohnten häusern in denen wir leben könnten vielleicht schon in diesem sommer

post ist pünktlich - wir haben jetzt viel zeit für ein dankeschön (April 2020, entschleunigte Zeit)

Man hatte mir eine Vorladung geschickt. Auf dem Weg durch die Gänge hin zum Büro Nr. 10 die Blicke: Wieder einer von denen, die es nicht besser wissen. Ich klopfte an. Nichts. Klopfte erneut. Schaute mich um. Nr. 10 stand auf dem Schild. Keine...

in meinen träumen dunkle wolken, blitze und zwei frauen mit schirm

was fehlt ist sein lachen das streicheln über meinen kopf und er mir bleibt seine brille mit der er dostojewski las die verwahre ich sicher bis ich alt genug bin dafür

Ich ertrage sie nicht mehr, diese Stille. Sie erdrückt mich, lässt mich kaum noch atmen. Eines Tages kam diese Mode auf. Sie breitet sich aus wie eine Seuche. Wo einst Automotoren heulten, ist plötzlich nur noch Ruhe. Der Rasenmäher des...

morgens um sieben das mädchen mit dem lächeln auf dem ersten bus

mein großvater - von ihm blieb mir die brille und das buch dazu

Man hat mir diesen Ort empfohlen. Das ist was für dich, haben sie gemeint. Woher wissen immer die anderen, was für mich das Richtige ist? Ich habe den Koffer gepackt und mir ein Taxi zum Bahnhof genommen. Mit meinem gerade erworbenen Ticket...

Die Szenerie erinnert ihn wieder daran. Die Wellen, die sanft vor seinem Strandkorb auslaufen. Dazu sie, die da vorne bis zu den Knien in der kalten Nordsee steht. Sie schaut sich nach ihm um mit diesem Lächeln und ihre blonden Locken wehen in...

Bestellt: Beefsteak mit Röstkartoffeln und grünen Bohnen. Ich sitze vor meinem Teller und finde darauf alles wieder. Das Beefsteak ist recht klein, farblich eher dunkel. Der erste Bissen überzeugt mich aber davon, dass man es essen kann. Der...

Wir trafen uns immer im Hausflur, wünschten einen Guten Morgen und einen Guten Abend. Bis zu jenem Morgen, und an jenem Abend erfuhr ich von seinem Tod. Die Wohnung stand wochenlang leer. Jetzt erzählt man sich von einem neuen Mieter. Ich warte...

Als ich um die Ecke bog, war ich unversehens verschwunden. Ich rannte die Straße geradeaus weiter, die Augen offen, auf der Suche nach mir. Ich musste mich wiederfinden und beschleunigte meinen Schritt. Eilte, hetzte, stand … vor dem Bahnhof....

Schnee Wie damals steht er am Fenster, schaut nach draußen zu den längst eingeschalteten Laternen, in den Novemberregen. Es fahren kaum Autos, und nur ab und zu läuft jemand mit Schirm auf der Straße, mit einem Hund an der Leine. Wer sonst...

In meinem Zimmer. Wir alle haben nur ein Zimmer. Toilette und Bad auf dem Gang. Diese Nacht. So gegen zwei Uhr ein Schrei. Ich schrecke hoch. Öffne das Fenster. Der August schlägt mir heiß ins Gesicht. Das Haus gegenüber: Auf allen fünf...

der mond sagt sie mehr nicht zu viel wein und viel zu viel gefühl in ihren augen ich brauche luft torkele hinaus der mond

der schnee heute morgen und deine spuren

Jetzt gehen wir, sagt er. Ob wir wirklich jetzt gehen müssen? Ich bin mir gar nicht so sicher. Er schaut mich an, meint nur „Was?“. Dazu weiß ich nichts zu sagen. Ich könnte mit den Schultern zucken, aber das wäre so etwas wie ein...

ein stuhl noch ans fenster gerückt an seiner rückenlehne die verschlissene wollweste alles muss raus der vermieter lässt die jalousie herunter und löscht das licht

Manchmal träume ich von einer Telefonzelle. Eine dieser alten mit Tür, und darin nur ich. Werfe zwanzig Pfennig in den Schlitz, drücke die Tasten und du nimmst ab. Auf der Ablage zwei Stapel zu dreißig Pfennig, die ich rechtzeitig nachlege....

seine hände liegen auf den knien darin ihr foto er kennt sie nicht mehr

ganz still ist es nur dein atem und so etwas wie schlaf ich schaue dich an alles ist anders hier und jetzt und dieser herbst

Sie wohnt drei Stockwerke unter mir. Im Erdgeschoss. Ich treffe sie regelmäßig. Morgens um sieben an der Bushaltestelle. Manchmal begegnen wir uns auch schon im Treppenhaus: Wenn ich herunterkomme und sie just in diesem Moment ihre Wohnung...

gerade jetzt das foto: wir im eiscafé und wie du lächelst

wie sie ihre tasse nimmt den cappucino zum mund führt mir diesen blick zuwirft und sich lasziv den sahnebart abwischt was ich wieder denke (Auf bessere Zeiten ...)

im morgenspiegel den mut für den tag finden

Auf der Bahnsteigbank saß einer. Ohne Gepäck, nur mit einer Zeitung, die er von vorn bis hinten durchblätterte, um dann wieder von vorn zu beginnen. Manchmal lief jemand vorbei: Eine alte Frau mit Hut und Gehstock, ein Student mit Fahrrad und...